Mittwoch, 23. November 2022

Rezension: Der Sommer, der uns trennte

 





Klappentext

Nate wird vermisst! Vermutlich ist er tot.
Die Gedanken wirbeln erbarmungslos durch ihren Kopf. Das darf nicht sein. Denn wenn es stimmt, bricht ihre Welt zusammen. Gemeinsam aufs College gehen, verloben, heiraten, all das würde es nie mehr geben. Niemand scheint Middie in ihrem Schmerz zu verstehen. Bis auf Lee – Nates bestem Freund, mit dem sie nie gut klargekommen ist. Aber er ist der Einzige, an den sie sich anlehnen kann. Und plötzlich erwächst aus der gemeinsamen Sorge, etwas Neues … Doch ist es wirklich in Ordnung Gefühle für Lee zu haben?


Erstkontakt

Manchmal locken Titel und Cover. So war es auch bei diesem Buch. Ich sah den Einband des Buches, sah den Titel und dachte mir: Komm, vielleicht findest du hier noch die ein oder andere Inspiration für deine eigene Geschichte!

Mein Leseerlebnis 

Die Zusammenfassung auf der Rückseite entspricht dem roten Faden, der durch die Kapitel führt.
Wir lernen zunächst Middie kennen, eine High School-Schülerin im letzten Jahr. Wir lernen ihren Freund Nate kennen: Liebevoll, gut aussehend, intelligent, perfekt. Wir lernen dessen ebenso liebenswerte Familie kennen, in welcher sich Middie heimisch fühlen kann.
Die erste Bestandsprobe für Middies und Nates Beziehung ergibt sich aus dessen Freiwilligenjahr in Honduras: der Netzempfang ist schlecht, die Kommunikation spärlich. Die Protagonistin muss sich damit auseinandersetzen, wie es ist, ihr eigenes Leben ohne ihren Freund zu leben.

Der zweite Schicksalsschlag für Middie ist der Anschlag auf das Dorf, in dem Nate sich gerade in Hondura befindet. Angst, Einsamkeit, Unglaube, ... die gesamte Gefühlspalette schlägt auf sie ein. Nates Familie ist ihr Anker, aber lässt sie gleichzeitig noch mehr Schmerz spüren. Die Schule, in der Nate beliebt war, bereitet alles für ein Gedenken an den Alumni vor, ... 

Und dann kommt der dritte Schicksalsschlag: Lee. Der beste Freund von Nate. Er rettet Middie wie in einem Liebesstreifen dramatisch mit seinem Moped aus einer emotional erdrückenden Situation, und dies bleibt nicht das einzige Mal.

Lee erscheint als rebellischer, teils oberflächlich dümmlicher Draufgänger, doch im Laufe der Zeit, in welcher sie sich beide gegenseitig Unterstützung, Trost und Abschottung von der restlichen Welt schenken, lernt Middie seine guten Seiten kennen. Sie freunden sich an. Und gleichzeitig hört Middie über Nate Geschichten, die ihn wie einen anderen Menschen erscheinen lassen.

Wir haben es hier mit einem Liebesroman zu tun und so kommt es, wie es kommen muss: Middie und Lee verlieben sich ineinander. 

Spoiler (markiere den Text, um weiterzulesen)

... bis Nate gefunden und nach Hause gebracht wird. So glücklich alle auch darüber sind, dass der Vermisste und Totgeglaubte wieder da ist, so werden Middie und Lee wieder zurückgeworfen: Middie muss sich entscheiden. Nate, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte, oder Lee, der ihr die spontanen und aufregenden Seiten von diesem zeigte...?




Was genau gibt uns das Ende des Romans mit?


Urteile das Buch nicht nach seinem Cover.

Hör auf dein Herz.


Wie wird das Buch erzählt? 


Die Geschichte liest sich sehr flüssig und angenehm. Ein gutes Werk moderner Romane für junge Leute. Als Leserin konnte ich hervorragend mit Middie fühlen, als Nate toterklärt wurde: die Geschehnisse, die auf sie einprasseln, die Menschen, der Alltag, ... 

Ganz klar sind auch die Unterschiede zwischen Nate und Lee zu erkennen: Sowohl die Ausdrucksweise als auch die Art, wie sie handeln, zeigt ihre unterschiedlichen Charakterzüge.
An dieser Stelle möchte ich auch auf die weiteren Figuren der Geschichte eingehen: Nates Familie ist ein zentraler Angelpunkt für Middie. Von dieser gut aufgenommen und sich zugehörig fühlend, wirken sie perfekt, ohne dabei allzu perfekt zu sein: Sei es der Umgangston mit Nates jüngeren Geschwistern oder auch die unterschiedliche Herangehensweise bei der Vermisstenmeldung ihres Ältesten.
Genauso ist Lees Freundin, die Middie später kennenlernt, eine sehr einzigartige Person, die wenig Stereotypie aufweist, doch gibt es einen Punkt, der mich das Buch kritisch betrachten lässt...


Klischees über Klischees


Dass sich Nate und Middie die Welt versprechen, ist nachvollziehbar: die große Liebe, man plant die Zukunft, ... Dass Middie ihm zum Abschied eine Box mit 365 kleinen Aufmerksamkeiten schenkt, ist auch vollkommen verständlich und sehr, sehr süß! Ein schöner Liebesbeweis.
Selbst die ständigen "Ich werde ihn vermissen! Bald ist er weg!" Zeilen akzeptiere ich, obwohl sie mich mit der Zeit nervten.

Ganz anders hingegen der weitere Verlauf. Ab dem Moment, wo Nate toterklärt wurde, ging es für mich langsam bergab: Lee entführt Middie auf seinem Moped - Bonnie und Clyde. Lee ist in Middies Augen eigentlich total kindisch - wie kann er auf einmal so erwachsen sein und ihre Gedanken lesen? Oh nein, sie beginnt sich in Lee zu verlieben, weil er so sexy beim Autoreparieren ist! Middies ständiges Fehlen an der Schule (u.a. weil sie schwänzt und mit Lee unterwegs ist) - wird nicht geahndet, sondern vollkommen verständnisvoll von den Lehrern aufgenommen. Ab jetzt Spoiler: Nate kommt zurück - für wen entscheide ich mich? Oh, auf einmal merke ich, dass ich das Abenteuer brauche und nehme Lee!


Come on. Das war etwas zu viel. Ich hätte mir hier einen originelleren Verlauf gewünscht...  
Klischees sind nicht immer schlecht. Manchmal sind sie nötig und sie können einem leichte Nostalgiegefühle vermitteln. Doch hier sind es mir einfach zu viele...


Zugreifen oder nicht?


Für einen kurzweiligen Lesegenuss würde ich das Buch definitiv empfehlen. Der Roman liest sich gut, ist auf seine Art erfrischend und wer vielleicht noch nie mit Liebesromanen und Dreiecksbeziehungen zu tun hatte, hat hier ein angenehmes Ersterlebnis.


Donnerstag, 29. September 2022

Rezension: Hinter deiner Tür aus Papier

 





Klappentext

"Ich weiß, es kam ein bisschen plötzlich, aber danke, dass du gekommen bist", sagte Ninagawa gedehnt und rückte dabei langsam näher. "Also..."
Spucke flog aus seinem Mund, und ich schloss unwillkürlich die Augen. Sich entschuldigend wischte er hastig das Tröpfchen unter meinem Auge mit dem Daumen weg. Das Geräusch von geriebenem Haarflaum drang schwach an mein Ohr, und die verschwitzte Berührung seiner Daumenkuppe blieb auf meiner Haut zurück. Dann huschte er hinter mich, und ich dachte, jetzt kommt's, jetzt macht er mir den BH auf.

Die Geschichte von Hatsu und Ninagawa - erotisch und voller Poesie.


Erstkontakt

Auf meiner Bibliothekstour fiel mir unweigerlich der rosa Einband zwischen all den dunkel gehaltenen Büchern auf, und als ich den Namen einer japanischen Autorin las, wurde ich neugierig.
Ich mag die japanische Gegenwartsliteratur, die sich nicht immer leicht lesen lässt (Japanisch zu übersetzen, ist eine gewisse Kunst), aber mich jedes Mal in nachdenkliche, melancholische Gefilden zurücklässt. Banana Yoshimoto, Haruki Murakami und Hiromi Kawakami sind nur einige Autoren und Autorinnen, die ich auf meinem Nachtschrank habe.


Mein Leseerlebnis


Hatsu ist eine ganz normale Jugendliche - so denkt man. Das, was in unserem Land nichts Ungewöhnliches ist -  individuell zu sein und keine Lust auf Fake-Freundschaften zu haben - ist in Japan jedoch das ganze Gegenteil. Und damit wirkt sie wie eine Außenseiterin. Ein Nagel, der herausragt, und der eingeschlagen gehört. Diese japanische Redewendung wird in dem Roman für ihr Eigenbrötlertum verwendet. 

"Freundschaft" wird in Hatsus Umfeld anders definiert, was auch dem jugendlichen Dasein geschuldet ist: Man hängt zwei, drei Tage miteinander ab und ist schon befreundet. Für die Protagonistin sind das aber nur oberflächliche Nutznießerschaften. Und so zieht sie nicht mit, als ihre alte Freundin Kinuyo sich solch einer lockeren Clique zuwendet.

Dass Hatsu nun auf den ebenso eigenbrötlerischen und seltsamen Ninagawa ihrer Klasse trifft, welcher anscheinend ihre Hilfe braucht, ist kein wundersamer Schachzug der Autorin. "Gleich und gleich gesellt sich gern", passt recht gut. Zumindest auf den ersten Blick.

Denn während Hatsu ganz normale Interessen verfolgt und sportlich scheint, ist ihr Mitschüler ein Fan, ein Otaku*, und hat ein fanatisches Interesse an dem Model "Ori-chan". Dieses Interesse weitet sich sogar auf sexuelle Ebene aus. Da Hatsu sich immer mehr von den anderen zurückzieht, verbringt sie mehr und mehr Zeit mit Ninagawa und seltsamerweise fühlt sie sich sogar zu ihm hingezogen. Jedoch ist dies nicht das typische Schwärmen, wie man es bei Verliebtheit in Betracht zieht, sondern der Wunsch, ihm Gewalt zuzufügen, welche sie wiederum in Erregung versetzt.
Kinuyo bringt Hatsu nahe, dass dies wohl romantisches Interesse wäre, aber Letztere erscheint es zu abwegig...


Was genau gibt uns das Ende des Romans mit?


Die Annäherung zweier vollkommen unterschiedlicher Geister, die sich dennoch in einer Sache ähneln: Sie sind anders als der Großteil der Gemeinschaft. 

Die unterschiedlichen Wertvorstellungen einer Freundschaft. 

Dass Obsession nicht zum Ziel führt und dass das der Öffentlichkeit gestellte Bild einer Person nicht deren wahren Charakter zeigen muss.


Wie wird das Buch erzählt? 


Die Erzählweise ist tatsächlich poetisch. Wer schon öfter einmal japanische Literatur vor Augen hatte, wird sich hier recht wohlfühlen. Sowohl die Beschreibung der Szenerien als auch die Gefühls- und Gedankenebenen werden ausführlich und in einem für die deutsche Gegenwartsliteratur eher ungewöhnlichen Stil erzählt. Für den ein oder anderen mag dies den Lesefluss erschweren und ich muss gestehen, dass das Buch auch hin und wieder auf Passagen hätte verzichten können.

Wir erleben die Geschichte aus Hatsus Perspektive, welche uns in ihren Alltag mitnimmt: Rebellisch, ein bisschen eigenartig und manchmal auch aus der Haut fahrend, erzählt sie uns von ihren Begegnungen mit Ninagawa und von ihrem Schulleben. Wenig erfahren wir über ihre Familie, dafür aber umso mehr von Kinuyo, die ihr in der Mittelschule im Gegensatz zu den anderen Mädchen eine richtige Freundin war. Diese Aufarbeitung lässt uns nachvollziehen, warum Hatsu nicht an oberflächlichen Bekanntschaften interessiert ist und warum sie auch in der jetzigen Klasse (bis auf Kinuyo) keine Freunde hat.

Mehr als nur die Momentaufnahme eines Aufeinandertreffens von Jugendlichen 


Man merkt schnell, dass der Roman mehr ist, als nur das Aufeinandertreffen von zwei Jugendlichen, die so wenig und doch so viel gemein zu haben scheinen.

Die direkte Kritik an der japanischen Kollektiv-Gesellschaft, die daraus folgenden Konsequenzen des Einzelgänger-Status (in Ninagawas Fall ein frühes Stadium des Hikikomori) sind ebenso präsent wie die Pubertätsphase und die damit sexuelle Interessenfindung unter den Jugendlichen.

Abstoßend und zeitgleich hinweisend sind hier besonders zwei Situationen:

Hatsu besucht Ninagawa und entdeckt dabei eine Kiste mit vielen Zeitungsausschnitten und anderen Dingen, die der Schüler zu seinem Lieblingsmodel gesammelt hat. Darunter befindet sich auch eine selbsterstellte Collage: Ori-chans Kopf befindet sich auf einem nackten Mädchenkörper. (Ori-chan ist eigentlich erwachsen und entsprechend abstoßend ist dieser Zusammenschnitt.) Dies zeigt, dass sich Ninagawa Ori-chan nicht als die Person wünscht, die sie ist. Zumindest nicht körperlich. Auch seine Fantasien darüber, was er mit ihr erleben und was sie auf seine Aussagen sagen würde, sind der geistigen Reife eines Jugendlichen zuzuordnen.

In einer anderen Szene entwickelt Hatsu negative Gefühle gegenüber Ninagawa. Sei es nun eine Art Eifersucht oder auch Genervtheit, weil er sich so fanatisch auf Ori-chan stürzt oder das Leben als Ausgestoßener: Als sie ihn in den Rücken tritt und sich sicher sein kann, dass er davon Blessuren davonträgt, empfindet sie positive Erregung.
Zu einem späteren Moment fragt sie ihn, ob er Schmerzen mag und veräußert im selben Atemzug gedanklich, dass sie ihn nicht noch einmal treten würde, wenn er bejaht.
Sein "Leid" ist hierbei also ein wichtiger Grund, ohne den sie nicht gewalttätig sein könnte. Dies kann als Ausdruck ihres eigenen Leids gesehen werden: Es gibt jemanden, der schwächer ist. Sie steht nicht am Ende der Nahrungskette. Die wahren Beweggründe werden wir hierfür nicht ergründen können, doch kommt das Triezen mit dem Rückentritt in der Abschlussszene ein zweites Mal vor. Ohne Erregung, ohne Lust. Als wäre es nur noch ein "freundschaftliches" Ärgern. Vielleicht eine Versinnbildlichung einer gesünderen Beziehung zwischen Hatsu und Ninagawa. 

Auch das muss ich bemängeln: Das Ende. Ja, Romane dürfen offen sein. Ja, Kurzgeschichten ebenso. Ich bin ein Fan von offenen Enden, aber nicht von abgebrochenen Konversationen.
Weder wissen wir, in welche Richtung sich die Beziehung zwischen Hatsu und Ninagawa entwickelt, noch was die Protagonistin aus der Story für sich mitnimmt. Als Leser erfahren wir (siehe oben) einiges mehr, aber für die Hauptfigur ist es Herumtasten im Nebel ohne Ziel.



Zugreifen oder nicht?


Korrekt finde ich den Aufreißer "erotisch und voller Poesie" nicht.
Die Ausdrucksweise im Roman wirkt ausladend und geschmückt, mit Poesie hat dies aber nichts zu tun.
Erotisch... mitnichten. Ja, es kommt zu einem Kuss, aber selbst dieser ist weder besonders erotisch noch erregend, sondern eher einer aus jugendlicher Neugier.

Warum der Roman ein Millionen-Bestseller ist... Ich kann es nicht nachvollziehen.
Ist es die schiere Begeisterung um das fanatische Dasein Ninagawas?
Sind es die leicht perversen Fantasien der Charaktere?
Ist es die zynische Hatsu, welche der Norm auf ihre Art den Kampf ansagt?

Womöglich ist die Geschichte aber im Original wirklich unterhaltsamer, denn Übersetzungen aus dem Japanischen sind nicht die einfachsten. Dazu kann ich allerdings nichts sagen, da mir das Original weder vorliegt noch ich die Sprache ausreichend beherrsche.

Fazit: Wer Skurrilität mag und ebenso fragwürdige Charaktere, darf gern reinblättern.


Donnerstag, 15. September 2022

Rezension: Wir beide, irgendwann




Klappentext

Im Mai 1996 bekommt die 16-jährige Emma ihren ersten Computer geschenkt. Mithilfe ihres besten Freunds Josh loggt sie sich ein und gelangt zufällig auf ihre eigene Facebook-Seite – 15 Jahre später. Geschockt stellt sie fest, dass sie mit 31 Jahren arbeitslos und unglücklich verheiratet sein wird. Josh hingegen, bislang alles andere als ein Frauenheld (der erst kürzlich von Emma einen Korb bekommen hat), wird das hübscheste Mädchen der ganzen Schule heiraten und zudem seinen Traumjob ergattern. Emma ist jedoch nicht gewillt, sehenden Auges in ihr Unglück zu laufen. Um das Zusammentreffen mit dem Jungen zu verhindern, der sie später mal unglücklich machen wird, beginnt sie, bewusste Änderungen in der Gegenwart herbeizuführen. Doch der Versuch, in ihr Schicksal einzugreifen und dadurch ihr künftiges Facebook-Profil zu verändern, setzt eine fatale Kettenreaktion in Gang …“


Erstkontakt

Witzigerweise kam mir das Buch in letzter Zeit in Buchläden immer wieder unter die Augen, obwohl es doch schon aus dem Jahre 2012 ist!
Die abstrakte Covergestaltung und die Farbpalette ist jene, die mich persönlich sehr anspricht und da ich auf Worte wie "Irgendwann" automatisch reagiere... nun ja. Ich musste zugreifen.
Zudem war ich interessiert, was der Autor von "Tote Mädchen lügen nicht" als nächstes zu fabrizieren wusste...


Mein Leseerlebnis

Du denkst dir nichts Böses und dann entdeckst du deine ganze Zukunft auf einer 15 Jahre entfernten Seite namens "Facebook"? Ein Schock, den wohl jeder nachvollziehen kann. Ich war sehr gespannt darauf, als Emma tatsächlich ihren "Zukünftigen" anrief und sich mit ihm unterhielt. Würde sie ihn treffen? Würden sie den Kontakt aufrechterhalten? Leider nein. Schade, denn das hätte ihre Bemühungen und die weitreichenden Folgen für die Zukunft durchaus noch würziger machen können.
Demnach beruhen die getroffenen Entscheidungen nur auf dem Lesen von Stati, Posts und Bildern dieser mysteriösen Netzwerkseite.

Zum Ende hin ist es dann aber gar kein "geheimer Wettstreit", wie Emmas beste Freundin Kellan ihr und Josh anlastet, sondern die unausgesprochenen Gefühle zueinander, welche die zwei auch zusammenführt. Es mag sein, dass ohne "Facebook" Josh niemals für Sydney eingestanden wäre, er dadurch keine Beachtung durch andere Mädchen und ihr erfahren hätte und Emma sich ihrer Gefühle nicht so schnell bewusst gewesen wäre, aber... ich bin der Überzeugung, dass es dennoch passiert wäre, denn Josh ist ein Junge mit Werten, welche er auch so zu vertreten gewusst hätte, als Sydney im Kurs bloßgestellt wurde.
Was Emma betrifft, hätte Sportler Cody sie auch so angegraben - immerhin hatte er sie als Leichtathletikerin im Blick und sie ein Auge auf ihn geworfen. Dass er sich als infantiler Idiot herausstellt und auch noch als Macho, war für sie gewiss eine gute Lektion, auf ihr Inneres zu hören. 


Was genau gibt uns das Ende des Romans mit?


Zum einen, dass es kein "perfekt" gibt, und man an den meisten Dingen arbeiten muss. Dann, dass vieles auch Einstellungssache ist - so, wie ich mich selbst sehe, werde ich auch von anderen gesehen und behandelt. Aufrichtigkeit und Kommunikation - auch wenn es schwer fällt. Akzeptanz von manchen Dingen, die sich nicht ändern lassen. Kämpfen, auch wenn es für andere unverständlich ist.
Lebe vor allem im Jetzt!


Wie wird das Buch erzählt? 


Obwohl ich anfangs wegen der eher knackigen Erzählweise Emmas bzw. Joshs skeptisch war, hat mich diese vollkommen mitgerissen und ehe ich mich versah, sind aus dreißig gelesenen Seiten fünfzig und daraufhin auch schon einhundert geworden.

Der von Kapitel zu Kapitel wechselnde Perspektivwechsel zwischen Emma und Josh machte für mich als Leserin einfach, deren Gedankengänge und Gefühle zu verstehen und damit auch die auftauchenden Konflikte. Mit einem omnipräsenten Erzähler wäre dies gar nicht möglich gewesen und Emmas sowie Joshs Charakter wäre sehr verschoben rübergekommen.

Ich finde es in der Hinsicht allerdings schade, dass die gute Freundschaft zwischen Emma, Josh, Kellan und Tyson erst sehr spät in den Vordergrund rückte. Meist war es nur "Emma und Kellan" oder "Tyson und Josh", was vor allem den komplizierten Beziehungen zueinander geschuldet war. Sicherlich hätten aber ein, zwei gemeinsame Kapitel noch einmal das Band zwischen ihnen festigen können.

Ebenso negativ empfand ich gespielte "Coolness" der Jugendlichen, als gehörte ihnen die Welt. Ich erlebe es so oft in amerikanischen Romanen/Filmen, dass sich die Teenager wie Erwachsene benehmen, auch so reden, aber dann Hausarrest bekommen, weil sie noch nicht volljährig sind. Ob nun die Lagerfeuerparty zum Ende des Buches oder auch Emmas zig Jungs-Bekanntschaften. Oder Joshs versuchte Fernbeziehung. Das alles ist mir zu "erwachsen" und unpassend. Ein paar kindischere Verhaltensweisen hätte ich mir da schon sehr gewünscht, denn gerade im Kontrast zur 31jährigen-Facebook-Emma lagen wenig geistige Jahre dazwischen.

Gleiches gilt für "Sydney": ein typischer Teenager-Charakter, eine Heather Chandler (wenn auch etwas netter). Kein weiterer Tiefgang. Sie wird als Love Interest eingeführt, als Ältere und Konkurrentin, verliert aber ihre eigene Festigkeit.

Dies sind Dinge, die mir zu klischeehaft sind.

Was ich allerdings sehr, sehr schön fand: Die Anspielungen und Erwähnungen alten Gutes von 1996 und davor. Sei es Musik, seien es Produkte, die es heute nicht mehr gibt...
Die Zeitreise funktioniert damit nicht nur nach vorne, sondern auch rückwärts und gerade diejenigen von uns, die in den 90ern aufgewachsen sind, werden so einiges mit einem "das kenn ich!" verbinden.
Kritisch zu betrachten - und damit ebenso gut aufgegriffen! - ist die vorhandene Queerfeindlichkeit jener Zeit: Als gleichgeschlechtliche Paare noch nirgendwo heiraten durften. Als es ein Skandal war, wenn der Sohn sich outete und und und... Eine durchaus mögliche Zukunftsaussicht für 2011, aber für 1996 noch nicht so verbreitet. (Wir denken hierbei bitte auch an Homosexuellenfeindlichkeit und den Glauben, dass AIDS als "Gay Plague" bezeichnet wurde).


Samstag, 3. September 2022

Eine Selbstinszenierung...

Hallo an alle, die sich hierher verirrten

Ja, ja... die Leute und ihre Bücher-Blogs. Sie sprießen wie Pilze aus dem Boden und gehen dann auch ähnlich wie solche wieder ein. Aber für wen blogge ich? Für mich. Ich habe weder die Intention, mit diesem Blog bekannt zu werden, noch dass ich damit Geld verdienen will. 

Wenn Instagram limitiert

Ich habe vor einiger Zeit mit einem Manga-Account auf Instagram begonnen, doch leider schränkt mich das auf zweierlei Art ein: Erstens, habe ich nur 2.000 Zeichen zur Verfügung. Für tiefgründigere Posts bleibt da leider kein Platz. Zweitens, es ist ein Manga-Blog und das soll auch so bleiben. Allerdings lese ich in meiner Freizeit noch viel mehr: Sachbücher, Romane, Fachliteratur, ... und genau deswegen habe ich diesen leeren Blog auferstehen lassen. Endlich hat er eine Daseinsberechtigung!

Wer ist Fräulein Sonnenblume?

Ich bin 33 Jahre alt, komme aus Berlin und lebe dort zusammen mit meinem Mann und unserer Hündin zentral in einer kleinen Altbauwohnung. Beruflich bin ich im Krankenhaus unterwegs, arbeite als Gesundheits- und Krankenpflegerin bei einem Universitätsklinikum. Außerdem pflege ich nebenberuflich ein Gewerbe für Grafik und Illustration, bei welchem es auch oft um Kinderbücher oder Ausmalbilder für Kinder geht.

Das Lesen habe ich schon als Kind geliebt und konnte es damals kaum erwarten, die ersten dicken Bücher (wir reden hier von 300 Seiten) meiner Mutter lesen zu können. Nicht, dass ich viel von deren Inhalt verstand, aber den TV-Roman zu "Dr. Stephan Frank" hatte ich immer zum "Stilllesen" in den Händen. ;)
Bebilderte Kinderbücher waren mir da weitaus lieber. Hierbei hatte es mir vor allem Disney angetan und die guten alten Geschichten wie "Die Kinder von Bullerbü", "Nesthäkchen", "Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer" usw.
Als Jugendliche kam "Harry Potter" hinzu und schließlich die Begeisterung für ernste und realistische Alltagsgeschichten wie Marlies Arnolds "Angel, die Geschichte eines Straßenkids" oder auch Volkmar Röhrigs "Biggi's No.1".

"Slice of Life" mag ich bis heute und habe eine ganze Reihe an Romanen zu Hause im Bücherregal zu stehen. Mit den Jahren wuchs aber aus meiner Manga-Liebe ebenso eine solche für japanische Gegenwartsliteratur, die mich besonders Yoshimoto Banana lieben ließen. (Die damalige Lesung und Autogrammstunde mit ihr werde ich immer in schöner Erinnerung behalten!)

Was ihr hier nicht finden werdet...

... sind professionelle Rezensionen. Der Blog ist eine meiner Spielwiesen, so dass ich hier nach Laune Bücher heraussuche, liste und dazu eine Review verfasse.