Mittwoch, 23. November 2022

Rezension: Der Sommer, der uns trennte

 





Klappentext

Nate wird vermisst! Vermutlich ist er tot.
Die Gedanken wirbeln erbarmungslos durch ihren Kopf. Das darf nicht sein. Denn wenn es stimmt, bricht ihre Welt zusammen. Gemeinsam aufs College gehen, verloben, heiraten, all das würde es nie mehr geben. Niemand scheint Middie in ihrem Schmerz zu verstehen. Bis auf Lee – Nates bestem Freund, mit dem sie nie gut klargekommen ist. Aber er ist der Einzige, an den sie sich anlehnen kann. Und plötzlich erwächst aus der gemeinsamen Sorge, etwas Neues … Doch ist es wirklich in Ordnung Gefühle für Lee zu haben?


Erstkontakt

Manchmal locken Titel und Cover. So war es auch bei diesem Buch. Ich sah den Einband des Buches, sah den Titel und dachte mir: Komm, vielleicht findest du hier noch die ein oder andere Inspiration für deine eigene Geschichte!

Mein Leseerlebnis 

Die Zusammenfassung auf der Rückseite entspricht dem roten Faden, der durch die Kapitel führt.
Wir lernen zunächst Middie kennen, eine High School-Schülerin im letzten Jahr. Wir lernen ihren Freund Nate kennen: Liebevoll, gut aussehend, intelligent, perfekt. Wir lernen dessen ebenso liebenswerte Familie kennen, in welcher sich Middie heimisch fühlen kann.
Die erste Bestandsprobe für Middies und Nates Beziehung ergibt sich aus dessen Freiwilligenjahr in Honduras: der Netzempfang ist schlecht, die Kommunikation spärlich. Die Protagonistin muss sich damit auseinandersetzen, wie es ist, ihr eigenes Leben ohne ihren Freund zu leben.

Der zweite Schicksalsschlag für Middie ist der Anschlag auf das Dorf, in dem Nate sich gerade in Hondura befindet. Angst, Einsamkeit, Unglaube, ... die gesamte Gefühlspalette schlägt auf sie ein. Nates Familie ist ihr Anker, aber lässt sie gleichzeitig noch mehr Schmerz spüren. Die Schule, in der Nate beliebt war, bereitet alles für ein Gedenken an den Alumni vor, ... 

Und dann kommt der dritte Schicksalsschlag: Lee. Der beste Freund von Nate. Er rettet Middie wie in einem Liebesstreifen dramatisch mit seinem Moped aus einer emotional erdrückenden Situation, und dies bleibt nicht das einzige Mal.

Lee erscheint als rebellischer, teils oberflächlich dümmlicher Draufgänger, doch im Laufe der Zeit, in welcher sie sich beide gegenseitig Unterstützung, Trost und Abschottung von der restlichen Welt schenken, lernt Middie seine guten Seiten kennen. Sie freunden sich an. Und gleichzeitig hört Middie über Nate Geschichten, die ihn wie einen anderen Menschen erscheinen lassen.

Wir haben es hier mit einem Liebesroman zu tun und so kommt es, wie es kommen muss: Middie und Lee verlieben sich ineinander. 

Spoiler (markiere den Text, um weiterzulesen)

... bis Nate gefunden und nach Hause gebracht wird. So glücklich alle auch darüber sind, dass der Vermisste und Totgeglaubte wieder da ist, so werden Middie und Lee wieder zurückgeworfen: Middie muss sich entscheiden. Nate, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte, oder Lee, der ihr die spontanen und aufregenden Seiten von diesem zeigte...?




Was genau gibt uns das Ende des Romans mit?


Urteile das Buch nicht nach seinem Cover.

Hör auf dein Herz.


Wie wird das Buch erzählt? 


Die Geschichte liest sich sehr flüssig und angenehm. Ein gutes Werk moderner Romane für junge Leute. Als Leserin konnte ich hervorragend mit Middie fühlen, als Nate toterklärt wurde: die Geschehnisse, die auf sie einprasseln, die Menschen, der Alltag, ... 

Ganz klar sind auch die Unterschiede zwischen Nate und Lee zu erkennen: Sowohl die Ausdrucksweise als auch die Art, wie sie handeln, zeigt ihre unterschiedlichen Charakterzüge.
An dieser Stelle möchte ich auch auf die weiteren Figuren der Geschichte eingehen: Nates Familie ist ein zentraler Angelpunkt für Middie. Von dieser gut aufgenommen und sich zugehörig fühlend, wirken sie perfekt, ohne dabei allzu perfekt zu sein: Sei es der Umgangston mit Nates jüngeren Geschwistern oder auch die unterschiedliche Herangehensweise bei der Vermisstenmeldung ihres Ältesten.
Genauso ist Lees Freundin, die Middie später kennenlernt, eine sehr einzigartige Person, die wenig Stereotypie aufweist, doch gibt es einen Punkt, der mich das Buch kritisch betrachten lässt...


Klischees über Klischees


Dass sich Nate und Middie die Welt versprechen, ist nachvollziehbar: die große Liebe, man plant die Zukunft, ... Dass Middie ihm zum Abschied eine Box mit 365 kleinen Aufmerksamkeiten schenkt, ist auch vollkommen verständlich und sehr, sehr süß! Ein schöner Liebesbeweis.
Selbst die ständigen "Ich werde ihn vermissen! Bald ist er weg!" Zeilen akzeptiere ich, obwohl sie mich mit der Zeit nervten.

Ganz anders hingegen der weitere Verlauf. Ab dem Moment, wo Nate toterklärt wurde, ging es für mich langsam bergab: Lee entführt Middie auf seinem Moped - Bonnie und Clyde. Lee ist in Middies Augen eigentlich total kindisch - wie kann er auf einmal so erwachsen sein und ihre Gedanken lesen? Oh nein, sie beginnt sich in Lee zu verlieben, weil er so sexy beim Autoreparieren ist! Middies ständiges Fehlen an der Schule (u.a. weil sie schwänzt und mit Lee unterwegs ist) - wird nicht geahndet, sondern vollkommen verständnisvoll von den Lehrern aufgenommen. Ab jetzt Spoiler: Nate kommt zurück - für wen entscheide ich mich? Oh, auf einmal merke ich, dass ich das Abenteuer brauche und nehme Lee!


Come on. Das war etwas zu viel. Ich hätte mir hier einen originelleren Verlauf gewünscht...  
Klischees sind nicht immer schlecht. Manchmal sind sie nötig und sie können einem leichte Nostalgiegefühle vermitteln. Doch hier sind es mir einfach zu viele...


Zugreifen oder nicht?


Für einen kurzweiligen Lesegenuss würde ich das Buch definitiv empfehlen. Der Roman liest sich gut, ist auf seine Art erfrischend und wer vielleicht noch nie mit Liebesromanen und Dreiecksbeziehungen zu tun hatte, hat hier ein angenehmes Ersterlebnis.



Titel: Der Sommer, der uns trennte

Originaltitel: The leaving season
Autoren: Cat Jordan
Übersetzer: Ivonne Senn

Genre: Jugendliteratur
Verlag: HarperCollins
ISBN-13: 9783959670371

Format: Kartoniert
Seitenzahl: 304

Preis: 14,99€
Erschienen: 10. August 2017


Bibliographie und Disclaimer

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